Warum Autoren als Verleger?
Man möchte doch meinen, Autoren hätten genug damit zu tun, ihre Romane zu schreiben. Das verhält sich zweifellos so, vor allem wenn sie nebenbei auch noch Drehbücher schreiben – also warum tut man es sich trotzdem an, seine Texte in einem eigenen Verlag zu publizieren? Die Antwort besteht aus einem Wort: Freiheit.
Als Drehbuchautor liefert man zwangsläufig die Vorlage für einen Film, der sehr viel Geld kostet. Man ist Teil eines Produktionsprozesses, bei dem manchmal bis zu zwanzig Leute am Buch mitreden, von all den Lektor/innen im Hintergrund ganz zu schweigen. Man muss immer Kompromisse machen. Deswegen freute ich mich vor gut zwanzig Jahren wahnsinnig auf meine erste Zusammenarbeit mit einem Verlag. Ich wurde schwer enttäuscht. Mein Manuskript wurde mindestens genauso entstellt wie bisher meine Drehbücher und bei meinem zweiten Anlauf geriet ich an eine sogenannte Literaturagentur, die mir ein Beispielbuch empfahl, das ich nach der Lektüre von zehn Seiten in die Ecke warf und beschloss: Ich will einmal in meinem Leben, dass meine Texte so veröffentlicht werden wie ich sie geschrieben habe und gut finde. Es war die beste Entscheidung meines Lebens. Ich habe sie keine Sekunde bereut. Auch wenn es schwer ist und sehr viel Arbeit. Die künstlerische Freiheit, sein Werk selbstständig zu gestalten, ist unbezahlbar! Kein Künstler sollte sie sich nehmen lassen. Kreativität und Freiheit sind untrennbar miteinander verknüpft. Das ständige Weglektorieren von allem was sperrig, schwierig, vielleicht sogar unzugänglich ist, kommt einer Kastration gleich. Übrig bleiben korrekte blasse Texte, bei denen man das Gefühl hat, sie bereits hundert Mal gelesen zu haben. In den seltensten Fällen ist die Persönlichkeit des Autoren in seinem Text noch zu spüren. Dabei ist es gerade bei der Prosa von aller größter Wichtigkeit, dass Autoren ihre individuelle Handschrift entwickeln. Dafür brauchen sie Zeit und Raum, um experimentieren zu können. Allein deshalb lohnt es sich, ins Risiko zu gehen und einen Verlag zu gründen.
Als Drehbuchautor liefert man zwangsläufig die Vorlage für einen Film, der sehr viel Geld kostet. Man ist Teil eines Produktionsprozesses, bei dem manchmal bis zu zwanzig Leute am Buch mitreden, von all den Lektor/innen im Hintergrund ganz zu schweigen. Man muss immer Kompromisse machen. Deswegen freute ich mich vor gut zwanzig Jahren wahnsinnig auf meine erste Zusammenarbeit mit einem Verlag. Ich wurde schwer enttäuscht. Mein Manuskript wurde mindestens genauso entstellt wie bisher meine Drehbücher und bei meinem zweiten Anlauf geriet ich an eine sogenannte Literaturagentur, die mir ein Beispielbuch empfahl, das ich nach der Lektüre von zehn Seiten in die Ecke warf und beschloss: Ich will einmal in meinem Leben, dass meine Texte so veröffentlicht werden wie ich sie geschrieben habe und gut finde. Es war die beste Entscheidung meines Lebens. Ich habe sie keine Sekunde bereut. Auch wenn es schwer ist und sehr viel Arbeit. Die künstlerische Freiheit, sein Werk selbstständig zu gestalten, ist unbezahlbar! Kein Künstler sollte sie sich nehmen lassen. Kreativität und Freiheit sind untrennbar miteinander verknüpft. Das ständige Weglektorieren von allem was sperrig, schwierig, vielleicht sogar unzugänglich ist, kommt einer Kastration gleich. Übrig bleiben korrekte blasse Texte, bei denen man das Gefühl hat, sie bereits hundert Mal gelesen zu haben. In den seltensten Fällen ist die Persönlichkeit des Autoren in seinem Text noch zu spüren. Dabei ist es gerade bei der Prosa von aller größter Wichtigkeit, dass Autoren ihre individuelle Handschrift entwickeln. Dafür brauchen sie Zeit und Raum, um experimentieren zu können.
Der Prozess des Prosaschreibens führt sehr schnell von der Problemstellung der Figurenzeichnung über die großen Spannungsbögen hin zu der Frage: Wie gestalte ich einen einzigen Satz? Wie überrasche ich innerhalb eines einzigen Satzes? Erwartungen aufbauen und sie dann wieder brechen, das kann man auf brachiale Art machen aber auch auf sehr leise. Welche Tonalität ist dem Stoff angemessen? Wie verbinde ich die Beschreibung eines Raumes mit der Verfassung der Figuren, die sich darin bewegen?
Das Ringen um einen einzigen Satz kostet häufig so viel Mühe, dass schlicht unerträglich wäre, hinterher allem anderen als einer Verbesserung des Geschriebenen zuzustimmen. Selbstverständlich ist das Urteil des Autoren subjektiv, mehr noch als das jeden anderen Lesers, aber der Mut zur Subjektivität, ja selbst zu Fehlern, muss sein, wenn man weiter kommen will. Natürlich braucht man das Korrektiv eines Lektoren, aber es ist entscheidend, dass der Lektor den Autoren versteht, ihm die nötigen Freiräume lässt und ihn ermuntert, ins Risiko zu gehen. Man merkt sehr rasch, ob Kritik konstruktiv ist oder destruktiv, ob einem ein Rat hilft oder nicht. Gemeinsame kreative Arbeit ist äußerst schwierig und fragil, und sie macht nur Sinn, wenn man sich gegenseitig weiter bringt. Deswegen ist es für einen Autoren von allergrößter Wichtigkeit, sich seinen Lektoren aussuchen zu können. Entsteht einmal eine fruchtbare Zusammenarbeit, sollte man sie hüten und bewahren; sie ist ungefähr so häufig wie eine erfüllte Ehe. Ich hatte das Glück, den Lektoren meines Lebens mit Anfang zwanzig kennenzulernen und obwohl wir manchmal über viele Jahre kein gemeinsames Projekt hatten, hat diese Zusammenarbeit bis heute gehalten, und es war mir eine große Freude, gemeinsam mit Michael Hild Amoklauf im Paradies aus der Taufe zu heben. Michael beherrscht wie kein anderer die Kunst, die Dinge mit wenigen Sätzen auf den Punkt zu bringen. Wenn er etwas ablehnt, weiß ich, dass ich es ernst nehmen und neue Wege finden muss. Das Vertrauen entsteht durch die Ergebnisse. Es ist ein unbeschreiblich gutes Gefühl, sich seine Mitarbeiter aussuchen zu können. Allein deshalb lohnt es sich, ins Risiko zu gehen und einen Verlag zu gründen.
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