Warum es gerade in der heutigen Zeit so wichtig ist, diese Bewegungen und ihren Ursprung zu verstehen
Rechts und Rechtsextrem – Wo verlaufen die Grenzen? Eine hochwichtige Frage in Zeiten, in denen sich die AFD zur zweitstärksten Partei in Deutschland entwickelt hat – im Osten sogar zur stärksten.
Begriffsdefinition: Das Wort „Faschismus“ kommt aus dem alten Rom
Um die Frage genauer beantworten zu können, muss man sich mit dem Begriff Faschismus beschäftigen. Wie definiert man Faschismus? Das Wort kommt vom italiensichen „Fascio“, was „Bund“ bedeutet und sich von dem Rutenbündel herleitet, das das Wahrzeichen römischer Steuereintreiber war. Es steht also für nichts anderes als „Bund“, nicht einmal Geheimbund.
Im 19. Jahrhundert wurde der Begriff von Mussolini umgedeutet
Der Begriff wurde im 19. Jahrhundert zunächst von der Arbeiterbewegung benützt, ehe ihn sich Mussolini zu eigen machte. Mussolinis Faschismus verstand sich als autoritäre Staatsdoktrin. Der Führer einer Elite lenkt autoritär und bewusst antidemokratisch die Staatsgeschäfte und, so Mussolini, außerhalb dieses Staates darf nichts anderes existieren.
Faschismus bedeutet seitdem meist: Einparteienstaat, Gewalt, Kapitalismus und Krieg
Natürlich auch keine Opposition. Faschismus bedeutet Einparteienstaat und man nimmt sich das Recht, jede Opposition mit Gewalt zu bekämpfen. Gewalt kann nicht nur Gefängnis bedeuten, sondern Folter und Tod.
In einer anderen Definition bedeutet Faschismus „grenzenlose Gewalt“, und im Falle des Nationalsozialismus trifft das sicherlich zu.
Faschismus bedeutet im Gegensatz zum Kommunismus nicht Vergesellschaftung der Produktionsmittel, im Gegenteil. Kapitalismus und Faschismus ergänzen sich häufig in besonders radikaler Weise. Das Fehlen von Gewerkschaften, zahlreiche Sträflinge und Kriegsgefangene sorgen für reichlich billige Arbeitskräfte.
Faschismus bedeutet häufig auch Krieg. Teil des Faschismus ist es, andere Völker zu überfallen, auszubeuten, zu unterdrücken und schlimmstenfalls auch zu vernichten. Der sozialdarwinistische Gedanke, das Recht des Stärkeren, spielt eine zentrale Rolle.
Faschismus und Nationalsozialismus: Der „Volkswille“ als Legitimationsstrategie
Trotzdem bleibt Faschismus ein vager Begriff, Faschismus ist eine Bewegung, die sich auch sehr opportun dem sogenannten Volkswillen anpassen kann.
Das traf eher auf die deutsche Variante, den Nationalsozialismus zu.
Das Führerprinzip war in Deutschland besonders ausgeprägt, quasi metaphysisch. Hitler wurde wie ein Prophet, ein Heilsbringer, als der deutsche Messias verehrt. Viele seiner Reden nehmen bewusst Anleihen an biblischen Texten.
Hitler hat immer wieder behauptet, er verkörpere den Volkswillen, er sei das Werkzeug der Vorsehung, sein Handeln sei nicht nur völlig selbstlos, sondern stehe für eine viel direktere Demokratie als die repräsentativen Demokratien, die, einmal gewählt, täten was sie wollten, ohne das Volk weiter zu befragen. Er hingegen, der Führer, sei ständig im Kontakt mit dem Volkswillen.
Auch der Faschismus funktioniert nur, wenn die Bevölkerung hinter ihm steht
Zitat Rudolf Hess: „Adolf Hitler ist Deutschland, so wie Deutschland Adolf Hitler ist.“
Selbstverständlich haben die Nationalsozialisten alles getan, um den „Volkswillen“ in ihrem Sinne zu lenken, auch mit brutaler Gewalt. Aber man muss festhalten, solange Hitler - zumindest scheinbar - Erfolg hatte, stand der überwiegende Teil der Bevölkerung hinter ihm.
Das führt zu gefährlichen Fragen: Wäre es nicht viel demokratischer, in wichtigen Angelegenheiten auf Basis von Volksabstimmungen zu regieren? Einerseits ja, andererseits sind die Manipulationsmechanismen durch die modernen Medien heutzutage so gewaltig, dass man befürchten müsste, Meinung würde dann vor wichtigen Abstimmungen noch viel mehr „gemacht“ als jetzt.
Ersetzt das Internet die Schlägerbanden der SA? Meinungsbeeinflussung in der heutigen Zeit
Es gibt Theorien, die besagen, dass die Schlägerbanden der SA längst durch den Mob des Internets ersetzt wurden. Die Manipulation durch Medien wird durch KI nochmal gewaltig anwachsen. Das könnte für unsere Demokratie existenziell werden. Und was tun, wenn sich die Demokratie freiwillig abschafft? Wenn ein Großteil der Bevölkerung lieber ein autoritäres Regime wünscht?
Die Mehrheit muss die Demokratie wollen – deswegen können wir antidemokratische Partien nicht verbieten
Demokratie funktioniert nur, wenn die Mehrheit sie will. Das ist ihr großer Schwachpunkt. Das hatten bereits Hitler und seine Wegebereiter erkannt. Demokratie gegen die Mehrheit ist nicht möglich. Sollte man antidemokratische, rassistische, faschistische Parteien verbieten? Das wird, wenn die Mehrheit hinter einer solchen Partei steht, nicht viel nützen.
Schlechte Politik schafft die Demokratie ab
In einer Demokratie trägt jeder Einzelne mit seiner Wahlentscheidung eine Verantwortung, im Zweifelsfall auch für die Abschaffung der Demokratie.
Aber: Auch jeder Politiker trägt diese Verantwortung. Mit schlechter Politik, die für die Mehrheit der Menschen nachteilig ist, schafft man die Demokratie ab.
Wir sind an einem gefährlichen Punkt und alle sind mitverantwortlich, wie es weitergeht.
Dystopische Visionen ohne Demokratie: Ein Beispiel ist „Thor und der Gott des Feuers“
Wer wissen will, wie archaischer Faschismus in einer postapokalyptischen Welt funktionieren könnte, dem kann ich meinen Roman „Thor und der Gott des Feuers“ empfehlen. In dieser modernen Variante der Nibelungensage habe ich mich ausgiebig mit diesen Themen beschäftigt. Ich hoffe, es bleibt eine dunkle Vision und nichts weiter. Im nächsten Frühjahr erscheint der zweite Band.
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