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Über den Mut, Neues zu wagen

Autorenbild: Christoph FrommChristoph Fromm

Es war ein großes Wagnis – und es ist geglückt. Vor einem knappen halben Jahr bin ich mit meiner Lebensgefährtin Anne Fessler und meinem kleinen Primero Verlag von München-Schwabing nach Wain gezogen. Von einer Millionenstadt in ein Dorf mit ca. 1500 Einwohnern. Viele hatten mir prophezeit, ich würde mit meinem Verlag in der Provinz versauern – das Gegenteil ist der Fall.

 

Wie häufig in meinem Leben, wenn ich etwas getan habe, von dem mir alle abgeraten hatten, war es genau das Richtige. Ich bin hier nicht nur mit sehr viel Offenheit und Interesse empfangen worden, auch für die lokale Presse war es etwas Besonderes, dass es jetzt einen kleinen Verlag in Wain gibt. Ich freue mich darüber, dass ich hier, in einem 125 Jahre alten Bauernhaus, die handwerkliche Tradition meines Urgroßvaters – er war Wagnermeister – fortsetzen kann.

 

Denn für mich ist Schreiben in erster Linie Handwerk. Recherche, Figurenentwicklung, funktionierende Spannungsbögen, ohne dieses Rüstzeug geht es für mich nicht. Und ich lerne, gerade im Alltag eines kleinen Dorfes liegen wieder neue Möglichkeiten des Erzählens. Ich habe zum Beispiel eine alte Freundin wiedergetroffen, und allein, was sie mir in knapp einer Stude erzählte, würde für einen ganzen Roman reichen. Die Geschichten liegen auf der Straße, man muss sie nur aufheben. Schade, dass nur noch wenige Lust haben, realistisch und genau beobachtet über die Jetztzeit zu schreiben.

 

Es scheint beinahe, als würde man sich in der Hoffnung auf bessere Zeiten um die jetzige herumdrücken. Ich nehme mich da gar nicht aus. Auch für mich ist es im Augenblick spannender, die Nibelungen neu zu erzählen und eine Sci Fi -Dystopie zu schreiben als aktuellen Alltag zu beschreiben, und ich freue mich sehr darüber, den zweiten Teil, THOR UND DER GOTT DES WASSERS im Februar herausbringen zu können. Aber mein kleiner realistischer Ausflug mit dem Coming of Age Roman DIE MUR CHECKT´S NICHT hat mir gezeigt, wie groß das Interesse auch an kleinen, alltäglichen Geschichten sein kann, wenn sie die Figuren detailliert beschreiben, ohne sie in moralische Raster zu pressen.


Es ist verständlich, dass das Bedürfnis nach Sicherheit in einer Zeit voller Katastrophen groß ist, doch die gab es früher auch. Auf Bedrohungen wie die Kuba-Krise oder den Vietnamkrieg hat die damalige Generation mit der lautstarken Forderung nach Freiheit reagiert.

 

Vielleicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, auf all die Bedrohungen erneut mit dem lautstarken Ruf nach Freiheit zu reagieren. Freiheit hat immer ihren Preis, sie ist nicht risikolos zu haben, aber genau darum geht es: Den Mut zu finden, frei zu sein!

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